Die Behörde für Schule und Berufsausbildung hat die Rahmenbedingungen für das diesjährige Abitur abermals verändert. Es wurden zahlreiche Erleichterungen gegenüber den vorherigen Jahrgängen angekündigt.
So sollten die Schüler:
- mehr Zeit für die Aufgaben,
- mehr Auswahlmöglichkeiten bei Themen der Mathematik,
- eine gezielte Vorbereitung bei den Schwerpunktthemen und
- mehr Zeit in der Vorbereitung erhalten.
Die Corona-Maßnahmen haben auch die Schüler der Abschlussklassen sichtlich stark beeinflusst. Wir fragen uns allerdings, wie hoch der Anteil der Beeinträchtigungen ist, die durch Maßnahmen der Behörde für Schule und Berufsbildung zu verantworten sind? Ohne ein klares Konzept ist der Schulsenator aus dem ersten Lockdown in das kürzlich abgelaufene Schuljahr gestartet. Aus der jahrelang verschlafenen Digitalisierung der Schulen, durch die Pandemie aus seinem Dornröschenschlaf geweckt, sah der Senator keinen Prinzen vor sich, sondern hatte Aufgaben zu bewältigen, denen er sichtlich nicht gewachsen war.
Ein klares Konzept für das Schuljahr 20/21 hätte in der Sommerpause 2020 erarbeitet und bereits anfänglich umgesetzt werden müssen, bevor sich die Schulen wieder füllten. Der Wechselkurs der Schulführung hat nun dazu beigetragen, dass die Abiturprüfungen an die selbstverschuldeten Gegebenheiten angepasst werden mussten. Zumindest ein Entgegenkommen für die Schüler, Eltern und Lehrkräfte.
Aber das Abitur fair zu nennen, grenzt schon an Hohn. Allenfalls für die Abiturienten des Jahrgangs sind die beschlossenen Erleichterungen ein Entgegenkommen. Den Abiturienten des letzten Jahrgangs, die unter den Einschränkungen ebenso litten, bringen diese Erleichterungen nichts mehr.
Für die nachfolgenden Jahrgänge wird es voraussichtlich nicht leichter. Allein 50.000 Prüfungen wurden dieses Jahr bereits gestrichen. Eine verlässliche Einschätzung der Entwicklung der Schüler über die kommenden Jahre kann so nicht stattfinden. Der Wegfall der Prüfungen in den unteren Jahrgängen hat rein gar nichts mit Fairness zu tun. Lediglich die Überforderung der Schulbehörde, den Lehrern adäquate Methoden zur Einschätzung ihrer Schüler in der Pandemie an die Hand zu geben wird hier mehr als deutlich sichtbar.
Man kann vieles „fair“ nennen, wahr wird es deswegen noch lange nicht.