Rede von Iris Vobbe im Zuge der Aktuellen Stunde zum Thema Ukraine vor der Bezirksversammlung im April 2022
Erst einmal möchte ich betonen, wie sehr mir das Leid der Menschen in der Ukraine an die Nieren geht.
Die Bilder von zerbombten Städten, Toten und weinenden Menschen, die gerade alles verloren haben, lassen mich nicht kalt.
Eine Welle der Solidarität mit dem ukrainischen Volk macht sich in Hamburg breit. Viele Menschen wollen und können helfen. Viele haben bereits Angehörige bei sich aufgenommen. Ein Ende der militärischen Auseinandersetzung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Sicht, darum müssen wir uns, auch als Bezirk, auf das, was noch kommen mag, vorbereiten und Vorsorge treffen.
Zum jetzigen Zeitpunkt kommen hauptsächlich Frauen und Kinder aus der Ukraine. Sie finden in der Regel relativ schnell Hilfe und Unterschlupf. Aber es kommen auch Kinder ohne ihre Eltern zu uns, darunter auch Waisenkinder. Diese bedürfen unseres besonderen Schutzes und Aufmerksamkeit.
Diese Kinder sind in der Regel nicht nur mehrfach traumatisiert, sondern auch entwurzelt. Sie brauchen einen sicheren Hafen in Form einer Familie, in der sie gesund und behütet aufwachsen können.
Für diese Kinder bedarf es Pflegefamilien, die folgende Voraussetzungen mitbringen müssen.
- Herzlichkeit, Zeit und Geduld
- Belastbarkeit
- Erfahrungen im Umgang mit Kindern
- Humor und eine positive Lebenseinstellung
- Kommunikations- und Lernbereitschaft
- Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Pflegekinderdienst, dem Jugendamt, und, falls noch vorhanden, der Herkunftsfamilie
Pflegefamilien müssen zudem finanziell unabhängig sein, ein polizeiliches Führungszeugnis aufweisen und über ausreichend Zeit und Wohnraum verfügen. Dazu muss das Pflegekind mindestens zwei Jahre jünger sein als das jüngste eigene Kind.
Derzeit sieht es in Hamburg so aus, dass NOCH keine zusätzlichen Pflegefamilien benötigt werden. Das kann sich allerdings, wie wir aus anderen Thematiken wissen, auch schnell ändern.
Die Bereitschaft Pflegefamilie zu werden, ist bei einigen Familien, die die zuvor angemerkten Voraussetzungen mitbringen, sehr wohl vorhanden. Es gibt nur einen Haken:
Um in Hamburg ein fremdes Kind in seinem Haushalt aufnehmen zu können, muss eine relativ zeitaufwändige Schulung durchlaufen werden. Vorher wird das Jugendamt, nach eigenen Aussagen, kein Kind vermitteln, bzw. ein Haushalts-fremdes Kind in einem vielleicht sogar bestens geeigneten Haushalt belassen. Die Kinder werden vom Jugendamt schlimmsten Falles erstmal zum KJND in die Feuerbachstraße gebracht, sofern keine Bereitschaftspflegefamilie zur Verfügung steht.
Das Jugendamt argumentiert ja gerne mit dem Kindeswohl, ist aber selber nicht in der Lage selbiges zu garantieren.
Wir plädieren dafür, das Thema Pflegefamilien qualifizieren in den JHA zu nehmen, um eine schnelle und Kindewohl orientierte Lösung für unbegleitete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine zu erarbeiten. Einen entsprechenden Referenten oder eine Referentin der Pflegeelternschule sollte entsprechend eingeladen werden.
Wir sind es den Kindern schuldig hier lösungsorientiert und vorausschauend zu handeln.
Vielen Dank!