So könnte man das Projekt zur Fahrrad-Querung der Straße Beim Farenland im Stadtteil Farmsen-Berne beschreiben.
Was ist passiert? Dazu müssen wir etwas ausholen.
Die Straße Beim Farenland sollte vor Jahrzehnten als Verlängerung des Ring 3 dienen. Diese Pläne wurden vor langer Zeit aufgegeben. Dennoch oder gerade, weil keine verkehrlich günstige Alternative existiert, ist die Verkehrsbelastung für diese besonders schmale Straße sehr hoch. Es kommt in den Hauptverkehrszeiten regelmäßig zu Staus, die auch die dort entlangführenden Buslinien betreffen. Bereits seit Jahren forderten die Anwohner zu beiden Seiten der Straße einen signalisierten Fußgängerüberweg; sprich eine Ampel. Besonders die Schüler und die älteren Menschen waren dabei im Fokus. Diese Forderung wurde immer wieder abschlägig beschieden.
Jahre später entscheidet der Hamburger Senat, hier eine der sogenannten Velorouten die Straße queren zu lassen. Und weil Radfahrer im Rathaus gerade en vogue sind, bekommen diese hier nicht nur eine Ampel, sondern sogar zwei. Weniger als 100 m voneinander entfernt!
Ohne Zweifel ist die sichere Querung für alle Verkehrsteilnehmer eine wichtige und lobenswerte Maßnahme, die wir rundum begrüßen!
Andererseits müssen wir fragen, wieso Radfahrer mehr Ansprüche durchsetzen können, als die schwächsten Verkehrsteilnehmer – die Fußgänger? Und warum diese teils übererfüllt werden? Hätte eine Ampel nicht auch gereicht? Warum wird der Gehweg nördlich und südlich der Ampeln in einem unzumutbaren Zustand gelassen?
Gleichzeitig muss man sich fragen, wieso Bauarbeiten, die neun Wochen dauern sollten, schließlich 21,5 Wochen in Anspruch nahmen. Wir sind diesen Fragen für sie nachgegangen und haben interessante Daten erfahren.
So hat der 140m kurze Abschnitt mit den zwei Ampeln 658.000 € gekostet. Allein die notwendigen Straßenbaumaßnahmen schlugen mit 2.000 €/m zu Buche. Die Ampeln kosteten je 183.000 €.
Durch die Planung der Arbeiten im Herbst/Winter 2020/21 kam es zu zeitlichen Verzögerungen der ursprünglich für 9 Wochen terminierten Maßnahmen um mehr als 12 Wochen, so dass die Straße für insgesamt knapp 5 Monate mindestens halbseitig gesperrt war.
Im Einzelnen sind dies:
- Vorarbeiten der Hamburger Verkehrsanlagen verzögerten sich um 2 Wochen,
- Betriebsurlaub der ausführenden Baufirma: 3,5 Wochen,
- Eine mehrwöchige Frostperiode Anfang 2021, in der keine Asphaltierungsarbeiten durchgeführt werden konnten
Wie wir selbst erleben durften, haben die daraus resultierenden Staus die Fahrtzeiten der betroffenen Buslinie um teilweise mehr als 10 Minuten verlängert und bis heute Auswirkungen für die angrenzende Wohnquartiere.
So haben sich die Verkehrsteilnehmer für die Umfahrung der Baustelle in zunehmendem Maße auf ihre Navigationssysteme verlassen, die alternative Routen durch die Wohngebiete vorschlugen. Wer einmal eine Abkürzung genutzt hat, für den ist es ein leichtes diese Route bei Stau, der wie bereits angegeben nicht zu den Randerscheinungen auf dieser Straße zählt, erneut zu nutzen.
Der Verkehr wanderte so teils dauerhaft auf Wege ab, die für Anwohner und die Routenführung der Veloroute vorbehalten wurde. Entsprechend verärgert haben die betroffenen Anwohner reagiert und sind mit ihren Eingaben im Ausschuss für Mobilität und Wirtschaft zum geplanten Kreisverkehr am Meiendorfer Mühlenweg derzeit anhängig, um die Auswirkungen der Bauarbeiten nicht noch zu potenzieren.
Verwaltung und Politik mühen sich nun, den Ansprüchen der Anwohner bei den anstehenden Maßnahmen gerecht zu werden und Lösungen zu finden, die mit der Straßenverkehrsordnung in Einklang zu bringen sind.
Wir sind der Ansicht, eine einzelne Ampel, ohne übertriebene Maßnahmen im Umfeld, hätte dem Bedarf genüge getragen und die Bauzeiten in einem Rahmen gehalten, der wesentlich weniger direkte und langfristige Auswirkungen auf den Verkehr oder die Anwohner gehabt hätte und noch hat.